Quizzen in Australien, oder wie ich lernte, die Blockflöte zu lieben

ÖQV-Mitglied Alex Feist hat uns Anfang dieser Woche einen Bericht seiner Australien-Reise von Anfang Mai zukommen lassen. Was hat das mit Quizzen zu tun? Sehr viel! Denn als einer der besten österreichischen Spieler hat er seinen Urlaub logischerweise mit einem Quiz verknüpft - und zwar nicht mit irgendeinem, wie er in den folgenden Zeilen selbst schildert.

Was macht ein motiviertes ÖQV-Mitglied, wenn es einen Urlaub am roten Kontinent plant? Die Antwort könnte einfacher nicht sein: eine beliebte Such-Engine im Internet aufsuchen und „quizzing in Australia“ in die Tastatur hämmern. Gesagt, getan - nach wenigen Augenblicken fand ich die einfache, aber übersichtliche Homepage des australischen Quizverbandes. Freude!

Nun, wie es der Quizteufel so wollte, stieß ich beim Durchklicken auf die „Victorian Quiz Championships“ in Melbourne am 6. Mai 2017. Kurz gegrübelt, Reiseroute und Terminplan verglichen, wo sind wir nochmal um die Zeit? Ha! Tatsächlich in oder zumindest in der Nähe von Melbourne. Große Freude!

Doch was ist große Freude wert ohne die Zustimmung oder – seien wir ehrlich - wenigstens Duldung der besten noch-nicht-Ehefrau von allen? Also rasch mein erprobtes Lächeln aufgesetzt, ein wenig Honig gelöffelt zum ums-Maul-schmieren und zärtlich „Schahaaatzz.. duuhuuu..“ gefolgt von der Frage aller Fragen: „Darf ich in Melbourne bei der Quizmeisterschaft teilnehmen?“ gesülzt. Augenrollen bei ihr, hoffnungsvolles Grinsen bei mir. Seufzen bei ihr, manisches Grinsen bei mir. Genervtes Kopfnicken bei ihr, Jucheizen bei mir. Wie erwähnt, die Beste von allen!

Also zurück am Computer flugs ein Email an den australischen Quizverein (QA) geschrieben, um die Teilnahmemodalitäten und weitere Details zu erfahren. Bereits nach kurzer Zeit erhielt ich eine Antwort von Christian Kelly, seines Zeichens Präsident von QA, mit den entsprechenden Informationen. Alles kein Problem, Gastquizzer herzlich willkommen, auch Nicht-Australier dürfen natürlich teilnehmen. Darüber hinaus gab er uns noch etliche Tipps und Vorschläge zu unserer Reise – hilfreich und sehr freundlich!

Wenige Wochen später kam nun also der große Tag! Elegant lenkte ich unseren schnittigen, sieben Meter langen Campervan durch das Melbourner Verkehrschaos. Seltsam, warum Verkehrschaos an einem frühen Samstagnachmittag? Will halb Australien zu einer legendären Quizveranstaltung? Eher nein: Der Grund heißt Australian Football und Collingwood Magpies gegen Carlton Blues, das Stadtderby von Melbourne. Etwa 70.000 Zuseher waren live dabei und wir haben sie alle gesehen. Das kann man als unbedarfter Mitteleuropäer natürlich nicht wissen. Aber kein Problem, wir sind mit großem Zeitpolster gestartet, alles geht sich aus, no worries mate! Die Blues haben übrigens 79 zu 56 gewonnen.

Um 13:20h kamen wir beim Jika-Jika-Community Centre im Melbourner Stadtteil Northcote an. Nach kurzer Stärkung mit griechischem Joghurt sowie Nussmischung und Fruchtmus startete ich mit ausreichend Proviant (Müsliriegel, Wasser) versorgt ins Quizabenteuer, die BNNEVA (s.o.) startete mit ähnlicher Ausrüstung plus Kamera und Regenschirm (es goss in Strömen) ins Melbourner City Centre.

Ich betrat um 13:45h den Austragungsort (geplanter Start 14:00h) und war zunächst erstaunt, dass außer dem Quizmaster Andrew und einer Teilnehmerin, Helen, die aus einem kleineren Ort in 100km Entfernung extra angereist war, sonst noch niemand da war. Die Location selbst war eine Art Mehrzwecksaal des Gemeindezentrums, mit Tischen und Sesseln, einer Tafel, sonst war nicht viel mehr zu sehen. Zu hören waren jedoch ein paar Kinder, die einen Raum weiter Blockflöte lernten. Die australischen Eltern sind allerdings ausgefuchst und haben ihren Kindern offenbar nicht erklärt, dass eine Blöckflöte kein Didgeridoo ist und die Exspiration daher entsprechend anzupassen ist. Das hatte zur Folge, dass sich die Kids nebenan auspowerten und nicht etwa zuhause in der Wohnung. Ausgefuchst eben!

Nach und nach trudelten jetzt doch die anderen Teilnehmer ein. In der Zwischenzeit erfuhr ich, dass der Bundesstaat Victoria was das Quizzen anbelangt wohl doch eher Hinterland wäre. Andrew wohnt eigentlich in Sydney (876km entfernt) und hatte beruflich in der Gegend zu tun, in Victoria gibt es nämlich keine Offiziellen von QA. Das würde auch an der lokalen Pub Quiz Szene liegen, deren Lieblingsrubrik offenbar „My Little Pony or Porn Star“ ist (laut Andrew „really stupid but sometimes surprisingly difficult“, z.B. was ist Morning Glory oder was ist Cherry Blossom?) und weniger die doch eher sachlichen Fragen, die wir alle kennen und lieben.

Letztendlich fanden sich 15 Quizbegeisterte ein (zur Info: Victoria hat 6 Millionen Einwohner, davon wohnen alleine 4,6 Millionen in Melbourne), inklusive einem der Chaser von The Chase Australia (entsprechend einem der Jäger aus Gefragt, Gejagt, der ARD Quizsendung) – und zwar „The Shark“. Gespielt wurde ein Einzelquiz (60 Fragen, 30 Minuten), ein Paar- oder Teamquiz (2 bis 4 pro Team, 60 Fragen, 30 Minuten) sowie die Squizzed Ausgabe vom April (101 Fragen, 50 Minuten).

Nach kurzer Erklärung der Regeln starteten wir also. Ich war auf ein für mich sehr anspruchsvolles Set vorbereitet, da etwa 20% der Fragen doch sehr Australien-spezifisch waren. Die erste Seite mit 28 Fragen begann eher fürchterlich, erste Schweißperlen bildeten sich, am Ende würde ich hier 9 Richtige haben. Viele „australische“ Fragen und einige, die nicht in meine Kompetenz fallen (Regisseur von „Lawrence von Arabien“? Textzeile „You’re trying hard not to show it, but baby, baby I know it“ aus welchem 1965er Hitsong? Wen spielt Lalla Ward in „Dr Who“?). Zum Glück war die zweite Seite wesentlich besser (Hauptstadt von Mali? Woher kommt ein Taikonaut? Battle of the Three Emperors 1805 bei welcher Stadt?). Hier erreichte ich schließlich 23 von 32 Punkten, die Schweißperlen trockneten allmählich. Ich wurde mit 32 von 60 Punkten trotz des Ausländer-Handicaps ex aequo 10. von 15, der Sieger schaffte tolle 49 Punkte. Es wurde kurz applaudiert, die Blockflöten quietschten.

Für das Paarquiz fand ich mich mit der starken Quizzerin Helen (siehe Bild) zusammen. Es war zwar ihr erster QA-Wettkampf, jedoch war sie als Kandidatin bei The Chase Australia so erfolgreich, dass sie dort seither als Fragenschreiberin engagiert ist. Auch das Paarquiz bestand aus etwa 20% „australischen“ Fragen, von denen Helen zum Glück die meisten wusste, so wie sie auch vieles anderes wusste, was außerhalb meiner Wissenszone lag (Meeresenge zwischen Sri Lanka und Indien? 1983er Fortsetzung von „Saturday Night Fever“?). Aber auch ich konnte einiges beisteuern (Wo liegt Brno? Was misst der TOEFL Test? Welches Land hat die meisten Davis Cups gewonnen?). Am Ende schafften wir 42 von 60 Fragen, womit wir knapp hinter dem drittplatzierten Paar lagen (43 Punkte), das Siegerpaar hatte erneut 49 Punkte erreicht. Erneut Applaus, weiterhin kreischten die Flöten.

Anschließend spielten alle wieder als Einzelspieler Squizzed, Helen und ich wurden unter den Anwesenden mit 59 Punkten jeweils Zweite, der beste (diesmal The Shark, der bei den anderen beiden Bewerben überraschenderweise nicht gewann) kam auf 68 Punkte. Klatschende Hände, jaulende Flöten. Ich wünschte mir Sägegeräusche.

Nach dem Ende des letzten Bewerbs endete auch die ganze Meisterschaft um etwa 17:00h relativ abrupt und unzeremoniell (keine Preise, keine Urkunden, keine offiziellen Fotos) – die meisten sagten einfach kurz „bye bye“ oder „cheers, mate“ und machten sich davon. Falls einige danach auf ein Bier gingen, dann höchstens in Kleingruppen. Ein Eindruck einer verschworenen Quizcommunity wie in Innsbruck oder Wien entstand nicht wirklich. Schade, denn das ist doch der halbe Spaß! Aber umso toller und umso höher einzuschätzen, was der ÖQV gemeinsam mit der Quizmanufaktur in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat.

Schließlich wurde ich von der BNNEVA abgeholt, die nun für immer ein Lied von „Melbourne alleine bei Regen und Nebel“ singen kann und mir für diese Erfahrung bestimmt sehr dankbar ist.
Auch ich freute mich! Ich hatte bei einer Quizmeisterschaft am anderen Ende der Welt teilgenommen, hatte viele spannende Fragen gestellt bekommen und war trotz Handicaps nicht Letzter geworden (yay!). Und was fast noch besser war, die Flöten hatten endlich ihr mörderisches Werk eingestellt. Schade nur, dass die Kinder hier in Australien nicht „Alle meine Entchen“ lernen...

Nochmal die Fragen:

Pony or Porn Star?
-    Morning Glory?
-    Cherry Blossom?
-    Regisseur von „Lawrence von Arabien“?
-    Textzeile „You’re trying hard not to show it, but baby, baby I know it“ aus welchem 1965er Hitsong?
-    Wen spielt Lalla Ward in „Dr Who“?
-    Hauptstadt von Mali?
-    Woher kommt ein Taikonaut?
-    Battle of the Three Emperors 1805 bei welcher Stadt?
-    Meeresenge zwischen Sri Lanka und Indien?
-    1983er Fortsetzung von „Saturday Night Fever“?
-    Wo liegt Brno?
-    Was misst der TOEFL Test?
-    Welches Land hat die meisten Davis Cups gewonnen?

Antworten:

-    Pony
-    Pony
-    David Lean
-    You’ve lost that loving feeling von den Righteous Brothers
-    Romana
-    Bamako
-    China
-    Austerlitz (Dreikaiserschlacht)
-    Palkstraße
-    Stayin Alive
-    Tschechien
-    English language skill
-    USA

2 Gedanken zu „Quizzen in Australien, oder wie ich lernte, die Blockflöte zu lieben“

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